Quelle: https://kulturium.de/Kulturatlas/ Fotos: Verena Bloch
Zu finden: Kirchstraße 2, Lange Str. 17 und Schulstr. 1
Direkt rechts neben dem Pfarrhaus und der Kirche schräg gegenüber steht das alte Schulhaus von Deinsen.
Laut Bericht einer Kirchenvisitation im Jahre 1585 wurden schon im 16. JH. Kinder in Deinsen unterrichtet. Erwähnt wird ein Schulmeister, dem, wie zu dieser Zeit üblich, gleichzeitig die Aufgaben des Küsters und Schulmeisters übertragen wurden, der zunächst aber nur wenige Dorfjungen unterrichtete. Bis zur Einführung des Schulgesetztes 1845 brachten die Dorfbewohner dem regelmäßigen Schulbesuch vor allem aus wirtschaftlichen Gründen meist nur wenig Interesse entgegen. Die Mitarbeit der Kinder war notwendig und galt als selbstverständlich, der Schulunterricht war zudem kostenpflichtig.
In seiner Schulchronik aus dem Jahre 1907 kann Lehrer W. Flohr keine Angaben über die Entwicklung des dörflichen Schulwesens in der Zeit nach der Reformation in Erfahrung bringen. Er vermutet, dass auch in Deinsen die Kinder nur in den Sommermonaten und nur an wenigen Tagen unterrichtet wurden. Mit der Einführung des regelmäßigen Unterrichts jedoch besuchten zeitweise mehr als 100 Kinder die einklassige Deinser Schule.

Das Schulhaus in der Kirchstraße entstand 1868 und diente gleichzeitig als Wohnhaus für Lehrer und seine/ihre Familie(n). Die Beschreibung des Gebäudes und der zugehörigen Anlagen sind trotz Veränderungen im Verlaufe der Jahre noch heute gut nachzuvollziehen: „Das Schulzimmer mit der Scheune ist an der Ostseite des Schulgebäudes gebaut. An der Südseite des Schulgebäudes ist ein 6,50 a großer Obstgarten. Der Hausgarten am Wege nach Lübbrechtsen ist etwa 9,30 a groß. (…) Das Schulzimmer ist von dem Wohnhaus durch einen Flur getrennt. (wie an den zwei Eingängen zu erkennen ist, Anm. d. Red.) Unser Schulhaus, welches(…)samt dem Unterrichtszimmer erbaut worden ist, richtet seine Giebelseite so ziemlich nach Norden und Süden; der Eingang ist von der Nordseite, doch befinden sich die beiden Wohnzimmer (unten und oben) an der Südseite. Küche und Speisekammer sind an der West- und Nordseite; außerdem befinden sich unten im Hause noch zwei Kammern, nämlich eine kleine Kammer vorne neben dem Flur links.“

Das Schulzimmer beschreibt Flohr als einen Raum mit Licht sowohl von der Süd- als auch der Ostseite. „An der Südseite sind drei, an der Ostseite zwei Fenster.“ Zwischen 1901 und 1909 besuchten zwischen 59 und 71 Kinder den Unterricht, wobei die Schülerzahlen zwischenzeitlich auf über 90 Kinder anstiegen.
Während seiner Amtszeit zeigt sich der Lehrer mit dem Schulbesuch der Dorfkinder als zufrieden, „der Gesundheitszustand der Kinder ist, Gott sei Dank, diese Jahre her ein guter gewesen.“ Auch berichtet er von einer mittlerweile festgesetzten Ferienordnung, von Feiertagen, die er gemeinsam mit den Schulkindern gestaltet (z.B. Geburts- und Gedenktage Martin Luthers, des Kaisers/Kaiserpaares und deutscher Dichter, Sedansfest) und von Prüfungen, Schulausflügen und ersten Besuchen des Kreisarztes. Bemerkenswert sind auch die Empfehlungen der Königlichen Regierung zu Hildesheim, die Lehr- und Stoffpläne daraufhin zu prüfen, „daß dieselben nicht zuviel Unterrichtsstoff enthalten.
Das, was unterrichtet wird, soll auch gründlich durchgearbeitet werden, alles Oberflächliche soll verkannt werden. Ferner sollen die Schüler viel mehr zum Sprechen, Erzählen, Vortragen herangezogen werden, sowie auch zum Berechnen, Messen, Niederschreiben. Die Denkarbeit und Urteilskraft der Schüler soll vielmehr in Anspruch genommen werden. Das, was in der Tat das Wichtigste im ganzen Schulleben ist, das Interesse der Schüler muß wachsen. Ja, wenn ein frisches, fröhliches Mitdabeisein der Kinder da ist, dann gedeiht unser Werk schon. (…) Der Lehrer soll nicht so viel reden, die Kinder desto mehr; der Lehrer soll nicht im Übereifer alles zeigen, erklären, vormachen, sondern die Kinder sollen denken, suchen, mit forschen, gewandt werden im Gebrauch der Worte, der Feder, des Stifts oder der Bleifeder; sie sollen befähigt werden, sich im späteren Leben zu helfen zu wissen.“